Das Walreservat vor der Haustür
- Luftibus
- 10. Aug. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Auf einer Wanderung von Rapperswil-Jona nach Schmerikon besuchen wir Eneas Baummuseum, alte Steinbrüche und das Naturwaldreservat Weid.

Im Naturwaldreservat Weid wird seit zwölf Jahren keine Forstwirtschaft mehr betrieben.
Die Wanderung auf dem Strandweg von Rapperswil-Jona nach Schmerikon ist eigentlich ein Spaziergang. Der gut beschattete Umweg über den Bollinger Seerücken lohnt sich nicht nur an heissen Tagen, weil er einige Sehenswürdigkeiten und viel einheimische Natur zu bieten hat.
Am Bahnhof Jona Blumenau steigen wir aus dem Zug und gehen Richtung Wurmsbach. Auf dem Aussichtsturm in der Nähe des Wagnerbaches hören wir die schrillen Pfiffe der Flussseeschwalben und schauen ihren waghalsigen Flugmanövern zu. Dieser Zugvogel pendelt halbjährlich zwischen Afrika und Europa. Er ist einer der wenigen einheimischen Vögel, der lebende Fische fangen kann.

Zu Besuch in Eneas Baummuseum.
Beim Kloster Wurmsbach biegen wir vom Strandweg ab und gehen zum südwestlichen Ende der Industriezone Buech. Hier besuchen wir die Wirkungsstätte des Landschaftsarchitekten und Stargärtners Enzo Enea. Gegen einen Eintritt von 15 Franken flanieren wir durch sein «Baummuseum».
Wir sehen blühende Hortensien und Seerosen, knorrige Bonsais und im Wind raschelnde Birken. Die Handschrift des Maestros, der unter anderem für berühmte Monarchen und Hollywood-Stars gärtnert, äussert sich auch in kunstvoll angelegten Pergolen mit eleganten Möbeln.
Grünes Gold und tiefe Löcher
Wenige Meter entfernt vom piekfeinen Park führt uns der Wanderweg über ein frisch gegülltes Feld. Gut parfümiert erreichen wir den Oberwald, in dem noch immer die Narben zweier Orkane zu sehen sind. Doch bereits haben die nachwachsenden Bäume beträchtliche Höhen erreicht.

Ein alter Steinbruch in der Nähe der Risi.
Beim Rastplatz Risi folgen wir nicht dem Wanderweg, sondern nehmen einen Pfad, der nach Osten führt. Am besten gelingt dies, wenn wir die interaktive Karte auf SchweizMobil benutzen, die oben verlinkt ist. So verhindern wird auch den Absturz in eines der rund 100 Löcher in diesem Gebiet.
Diese bis zu 30 Meter tiefen Löcher sind entstanden, weil hier seit rund 2000 Jahren Sandstein abgebaut wird. Verwendet worden ist dieses «graue Gold» unter anderem beim Bau des Klosters Einsiedeln, dem CS-Hauptsitz am Paradeplatz und der Stiftskirche in St. Gallen.
Traumlage zwischen Wagen und Bollingen
Auf dem Moos, wo unser Weg das Passsträsschen zwischen Bollingen und Wagen kreuzt, bleiben wir ein paar Augenblicke stehen und träumen davon, an dieser traumhaften Lage wohnen zu können. Dann betreten wir das Waldreservat Weid. Die Wälder der Schweiz sollen weniger bewirtschaftet werden.

Insekten und Pilze mögen faulendes Holz.
Eine Absprache des Bundes mit den Forstdirektoren der Kantone sieht vor, dass mindestens zehn Prozent der Waldfläche zu Naturreservaten werden sollen. Uns freut das, weil wir künftig am Zürichsee noch mehr einheimische Flora und Fauna geniessen können.
Gut gepolsterter Pfad
Wir befinden uns auf dem schönsten Abschnitt unserer Wanderung nach Schmerikon. Wir gehen auf einem mit Laub und Tannennadeln gepolsterten Pfad, der da und dort von Wurzeln durchzogen ist. Buchen, Eichen, Fichten und Föhren säumen unseren Weg.
Dass hier seit zwölf Jahren keine Forstwirtschaft mehr betrieben wird, sehen wir an einigen umgefallenen Bäumen, die mit Moos und Pilzen bewachsen sind, manche von ihnen sind schon weitgehend verrottet. In solchen Lebensräumen können sich Insekten, Nager, Vögel usw. bestens entwickeln. Ebenso artenreich ist das langgezogene Chatzenriet mit seinen kleinen Wasserläufen und Sümpfen.

Im Chatzenriet.
Wer sich noch weitere alte Steinbrüche anschauen will, macht vom Chatzenriet aus einen Abstecher nach Süden. In den Karten von SchweizMobil und Swisstopo sind diese Steinlöcher eingezeichnet, in einigen von ihnen haben sich Weiher gebildet.
Bei der Erkundung ist Vorsicht geboten, da die Abgründe senkrecht und tief sind. Nach der Durchquerung des Bannwaldes erreichen wir unser Ziel. Wer sich jetzt noch abkühlen will, findet in der näheren Umgebung des Schmerkner Bahnhofs viele Bademöglichkeiten.

Mal nicht auf den Strandweg, sondern auf den Seerücken.
Schilf-Ufer, Park, Wälder und Moore
Route: Jona Blumenau – Wurmsbach – Buech (Baummuseum) – Risi – Moos – Chlosterwald (Waldreservat Weid) – Chatzenriet – Bannwald – Schmerikon
Infos: Dauer 2 Std. 40 Min. (ohne Pausen und Umwege), Distanz 10,3 km, aufwärts 230 m, abwärts 237
Sehenswürdigkeiten und Einkehr: Enea Baummuseum, Rapperswil-Jona, www.enea.ch; Restaurant «Seehof», Schmerikon, www.seehofschmerikon.ch
Erlebnisweg: Rund um den Obersee gibt es weitere Perlen, die auf dem Erlebnisweg entdeckt werden. Die Karte dazu gibt es auf der Website www.rapperswil-zuerichsee.ch, ein Entdeckerrucksack für Kinder kann unter anderem am Vistor Center Rapperswil und in der Bäckerei Tschirky abgeholt werden.
Anreise: Zug nach Jona Blumenau
Rückreise: Zug oder Bus ab Schmerikon
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