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Zu Fuss auf den gehobenen Daumen

  • Autorenbild: Luftibus
    Luftibus
  • 10. Aug. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Die Besteigung des Gross Aubrig lässt sich mit einer Wanderung vom Wägitalersee zum Sihlsee verbinden. Nach einem steilen Aufstieg folgt ein gemütliches Hinunterlaufen in einer abwechslungsreichen Landschaft.

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Aussicht vom Gipfel Richtung Sihlsee und Einsiedeln. Rechts unten die Passhöhe der Sattelegg.



Von den Hügeln des Bezirks See aus gesehen ragt der Gross Aubrig wie ein gehobener Daumen über die Wälder der Pfiffegg. Er ist der am Zürichsee nächstgelegene «richtige» Berg. Ihm gebührt eine weitere Ehre: In seinem wohl besten Roman «Montauk» beschreibt Max Frisch eine Wanderung auf den Gross Aubrig.


Er unternimmt sie mit seinem langjährigen Mentor Werner Conninx, dem Verleger des «Tages-Anzeigers». Unterhalb des Gipfels erleidet dieser einen Schwächeanfall. Als Frisch allein auf dem Gipfel steht, verspürt er Genugtuung. Connix hatte ihn nämlich immer herablassend behandelt und nie ein Werk von ihm gelesen.

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Der Aubrig vom Aberli aus gesehen.


Der Gross Aubrig ist jener (richtige) Berg, der sich am frühesten im Jahr besteigen lässt. Anders als seine Nachbarn im Wägital (übrigens ein wahres Wanderparadies) beträgt seine Höhe deutlich weniger als 2000 Meter (1695).


Strom für die Eisenbahn

Wir verbinden seine Besteigung mit einer Tour vom Wägitaler- zum Sihlsee. Letzterer ist der flächenmässig grösste Stausee der Schweiz. Da er maximal nur 23 Meter tief ist, enthält er aber viel weniger Wasser (96 Millionen Kubikmeter) als sein Nachbar im Osten (150). Übrigens fahren die meisten Züge der Ostschweiz mit Strom aus dem Sihlsee. Sein Wasser wird durch Tunnels und Röhren nach Altendorf geleitet, wo das Kraftwerk jährlich 250 Gigawattstunden für die SBB-Unterwerke in der Region produziert.

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Morgenstimmung mit Fischerbooten auf dem Sihlsee.


Von Siebnen aus fahren wir mit dem Postauto ins Wägital und steigen bei der Station Innterthal/Staumauer aus. Nach einem halben Kilometer Einlaufen auf der Strasse finden wir die Abzweigung zum Gross Aubrig. Eine ausgewaschene Rinne bildet anfangs den Weg in die Höhe.


Nach diesem steinigen Einstieg folgt eine romantische Waldlandschaft mit riesigen Tannen, in der uns Holzstege das Vorwärtskommen erleichtern. Auf der Alp Bärlaui empfängt uns ein prächtiges Blumenmeer. Anschliessend geht es via Serpentinen, später querfeldein, dem Kulm entgegen.


Saharastaub trübt die Sicht

Das Panorama vom Gipfel aus könnte sehr gut sein. An diesem föhnigen Tag hat die Luft jedoch die Lichtdurchlässigkeit von geätztem Glas. Schuld ist Staub aus der Sahara, den es einmal mehr über die Alpen geweht hat. So sehen wir nur die nächsten Nachbarn einigermassen klar: Chli Aubrig, Fluebrig, Chöpfenberg, Bockmattli und Schiberg.

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Aufstieg über die Alp Bärlaui.


Vor ein paar Jahren haben wir den Abstieg entlang des exponierten Gipfel- und Westgrats unternommen. Auf den Karten von SchweizMobil ist dieser Weg nicht mehr eingezeichnet – wahrscheinlich, weil er durch Erosion noch gefährlicher geworden ist. Deshalb nehmen wir fürs erste den gleichen Weg wie beim Aufstieg. 150 Höhenmeter unter des Gipfels zweigt der Weg Richtung Euthal ab.


Chääs und Wurscht

Es folgen zwei kurze Auf- und Abstiege, bis wir die Alpwirtschaft Wildegg erreichen. Der Wind hat von Süden nach Norden gedreht, viele Wanderer ziehen deshalb ihre Jacken an und nippen an einem Kaffee in der Schale, den sie mit Schnaps aufgepeppt haben (die Flaschen stehen auf dem Tisch). Zu empfehlen ist in dieser Wirtschaft vor allem der würzige Buureschüblig.


Bald machen wir weiteren Wanderern Platz und ziehen weiter. Schon nach wenigen Metern, im Windschatten der Wildegg, wird es wieder sommerlich warm. Unterhalb der Chrummflue steigen wir hinunter ins Chlinitobel. In dieser spektakulären Landschaft kühlen wir etwas ab, bevor wir auf dem Flachstück bis Euthal wieder ins Schwitzen kommen. Zum Abschluss quetschen wir uns ins vollbesetzte Postauto, das uns nach Einsiedeln bringt.

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Vom Wägital ins Sihltal.

Erst steil, dann gemütlich


Route: Staumauer Wägitalersee – Bärlaui – Gross Aubrig – Nüssen – Wildegg – Chrummflue – Chlinitobel – Euthal



Infos: Dauer 5 Std., Distanz 12 km, 892 aufwärts, 1694 abwärts


Einkehr: Alpwirtschaft Wildegg (unterhalb des Chli Aubrig), während der Alpsaison ausser Freitag täglich geöffnet, Frühling und Herbst nur Wochenenden, www.alp-wildegg.ch


Anreise

Zug nach Siebnen, Postauto nach Innerthal Staumauer.


Rückreise

Postauto von Euthal nach Einsiedeln, anschliessend Zug


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Die Aplwirtschaft Wildegg.


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Das Ziel der Wanderung liegt in Euthal am Sihlsee.



 
 
 

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